Der Studiengang Medieninformatik/Mediendesign an der FH Dresden

Studioscheinwerfer, Flutlichter und ein Greenscreen, der sich auf eine Breite von sieben Meter ausrollen lässt. Technisch sei das alles noch nicht perfekt, merkt Fabian Gießler an. Der Mann ist ambitioniert – vielleicht gar Perfektionist – und Professor und Leiter des jüngsten Studiengangs an der Fachhochschule (FH) Dresden: Medieninformatik/ Mediendesign. In 2015 wurde der Bachelorstudiengang ins Leben gerufen und kurzdarauf nahm Fabian Gießler die Professur für Mediendesign auf. Seit einem halben Jahr haben die ersten beiden Jahrgänge nun auch das Studio mit genannter Ausstattung zur Verfügung.
Hier entstanden noch vor Kurzem Animationsfilme des ersten Jahrgangs, wie ein paar übriggebliebene Storyboards zeigen. Von Legetrick mit ausgeschnittenen Puppen, „klassisch Lotte Reiniger- Style“, wirft Gießler ein, bis hin zu 3D-Animationen sei alles dabei gewesen.

Entscheiden, in welche Richtung es denn später gehen soll, müssen sich die jungen Studenten und Studentinnen zunächst nicht. Feste Departments gibt es ohnehin nicht. „Das ist mehr Kunsthochschule, weniger Filmhochschule“, erklärt Gießler die Entscheidung.Daher umfasst das Curriculum Workshops zur Schauspielführung sowie zur Vertiefung in die Technikdepartments – sei es Licht, Kamera oder Schnitt. Beste Grundvorraussetzung für den ersten Kurzfilmdreh, der für einige im Februar ansteht. Ob dann die Handicam oder die 4K Blackmagic, mit der die FH mittlerweile ausgestattet ist, zum Einsatz kommt, ist den Studenten überlassen.

Als Teil der Fakultät Design, gäbe es einen klaren Fokus auf Mediendesign. Damit habe der Studiengang ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der weiterverbreiteten Medieninformatik und sei ein „zukunftsträchtiger Studiengang“, konstatiert Gießler und spielt damit auch auf dessen duales Profil an. Die lineare Erzähltradition von Film und Animation ist nur das eine Standbein; „Games und interaktive Medien“ das Zweite. Verkörpert wird dieses von Marius Brade und seiner Professur der Medieninformatik. Brade leitet die Inhalte rund um Programmierung, Game Design und Softwareanwendungen. Gemeinsam bilden Gießler und Brade die Doppelspitze des Bachelorstudiengangs und arbeiten intensiv an dessen Zukunft sowie an einem Masterstudiengang, der folgen soll. Das Interesse bei den derzeitigen Studenten sei in jedem Fall bereits da, erzählt der Studiengangsleiter enthusiastisch.

Bis dahin soll es ein Virtual Reality (VR) Labor geben, das derzeit in Planung ist und im nächsten Wintersemester einsatzbereit sein soll. Damit gebe es ein Teilgebiet mehr, das den Studenten dazu dienen soll, einen möglichst großen Überblick zu gewinnen. „Gerade der Medienbereich wächst so schnell, dass du gar nicht weißt, was es morgen für einen Beruf gibt und von daher ist es nicht schlecht, wenn man in jedem Bereich mal Projekte gemacht hat. Das ist auch der Auftrag, den wir uns gegeben haben für den Studiengang”, erklärt Gießler. Diese Polyvalenz sei auch wichtig, damit für diverse anschließende Master noch alle Türen offen stünden.

Geprägt – gibt Fabian Gießler zu – sei er auch von der „Bauhaus Mentalität” und der Idee der fächerübergreifenden Arbeit an Projekten. An der Bauhaus-Universität in Weimar hat er bis zu seiner Berufung an die FH Dresden nicht nur Mediengestaltung studiert, sondern auch gelehrt. Eigentlich sogar mehr als das. Bereits als Student baute er aus Eigeninitiative die Ausrichtung auf Animationsfilm aus und war Teil des neugegründeten Bauhaus Filminstitut, „um eben den Film-Gedanken dort stärker zu verankern, da weder die Studiengänge Mediengestaltung noch Visuelle Kommunikation sich so richtig zum Film bekennen wollten“.

Fabian Gießler hat sich mehrfach zu Film bekannt – erst in Weimar und jetzt in Dresden. Von Hause aus sei er Filmemacher und das will er auch bleiben: „Ich möchte natürlich, dass die Studenten aus erster Hand erfahren wie es läuft und funktioniert. Deswegen versuchen wir auch beide selbst angewandt zu bleiben.“ Bei Marius Brade bedeutet dies, seine Erfahrungen als selbständiger Entwickler für Apps einzubringen, während Fabian Gießler über die neuesten Änderungen der Richtlinien bei Filmförderanstalten zu berichten weiß. Derzeit arbeitet der Filmemacher wieder an zwei Projekten, die kurz vor der Fertigstellung sind. Und formt dabei auch immer indirekt den Studiengang weiter. Der wird nach Meinung von Gießler allerdings wohl nie final fertiggestellt sein: „Der Studiengang muss sich immer weiterentwickeln, weil sich die Medien auch stetig weiterentwickeln.“

Ein Raum für diese Weiterentwicklung wurde an der FH Dresden bereits geschaffen. Gleich neben dem neuen Studio soll das VR Labor entstehen. Der eine mag hier noch einen leeren Raum sehen, aber für Gießler ist er schon voller Ideen.

Autorin: Sabine Kues