Kameramann Thomas Beckmann arbeitet vor allem dokumentarisch. Der gebürtige Chemnitzer ist nach seinem Studium an der HFF München zurück nach Sachsen und wohnt jetzt in Schkeuditz. Zur Ausstrahlung seines ARD-Doku-Dramas »Glauben Leben Sterben« über den 30-jährigen Krieg erzählt Thomas Beckmann über seine Arbeit.

Sie arbeiten hauptsächlich Dokumentarisch. Was gefällt Ihnen daran?
Ich bin ein ziemlich neugieriger Mensch und beobachte meine Mitmenschen sehr gerne. Wenn man Dokumentarfilme macht, hat man sozusagen eine amtliche Legitimation, warum man in das Leben von fremden Menschen gucken darf. Es hat natürlich auch seinen Reiz, Welten im Fiktionalen zu erschaffen, aber wenn man dokumentarisch dreht, passieren Sachen, die du dir in keinem Drehbuch der Welt ausdenken kannst. Da hat es der dokumentarische Gott dann gut mit dir gemeint. In einer historischen Doku wie „Glauben Leben Sterben“ gibt es so was natürlich nicht.

Was war für Sie das Spannende bei „Glauben Leben Sterben“?
Wir tauchen regelrecht in die Ereignisse des 30-jährigen Kriegs ein und begleiten unsere fünf historischen Protagonisten wie Reporter: Sie sprechen in die Kamera zu uns und den Zuschauern. Und wir zeigen die Gegenwart der Orte, an denen wichtige Ereignisse stattgefunden haben, wie Prag, Eichstätt oder Ingolstadt in Schwarz-Weiß. Das haben wir mit Rotfilter gedreht und konnten das später auch im Schnitt nur in Schwarz-Weiß benutzen.

Das erzeugt eine interessante Brechung. Sonst sind ja meist Archivaufnahmen in Schwarz-Weiß. Sie haben diese Aufnahmen auch bewusst mit ihrer ganzen digitalen Schärfe belassen.
Das freut mich, dass es diese Wirkung erzielt. Es gab mal die Idee, ob wir die Schärfe wegnehmen und ein Korn drüberlegen. Aber ich mag solche Effekte nicht und die Aufnahmen sollen ja das Heute abbilden. Diese Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart fand ich sehr spannend. Und ich hatte das Glück, dass ich das Projekt von A bis Z selber drehen konnte. Das ist bei solchen Projekten, wo nicht alles am Stück gedreht wird, selten der Fall.

Welche Möglichkeiten hatten Sie bei dem Projekt?
Bei der Kamera habe ich eigentlich alles selber gemacht, so arbeite ich generell gerne. Das ist eine Verrücktheit von mir, da bin ich noch mehr in der Szene drin. Hier wollte ich zusätzlich, dass das Budget, das wir haben, in Ausstattung und in Kostüme geht. Mir ist wichtig, dass ich das, was ich im Bild sehe, passt. Wir hatten später nur eine kleine, sparsame Farbkorrektur, darum habe ich so gearbeitet, ich habe das so gedreht, wie es später im Film sein soll. Wir hatten das Glück, dass wir fast nur Plansequenzen in eine Richtung gedreht haben und mit nur einer Kamera. Also musste ich weder Umleuchten, was ja immer Zeit kostet, noch beim Licht Kompromisse machen.

„Glauben Leben Sterben“ haben Sie mit Metafilm und Regisseur Stefan Ludwig aus Wien gemacht. Viele Ihrer Projekte entstehen mit österreichischen und bayerischen Firmen.
Mit Stefan mache ich eigentlich alle Projekte. Viele Kontakte kommen noch von meiner HFF-Zeit, darum bin ich viel außerhalb von Sachsen tätig. Bei Kollegen aus der Region ist das aber ähnlich. Ich versuche mehr in Mitteldeutschland Fuß zu fassen. Dieses Jahr hatte ich auch einige Drehtage in der Region, u.a. einen Imagefilm für die Stadt Chemnitz.

Welches Projekt machen Sie aktuell?
Ein Doku-Drama über die späten Jahre von Kaiserin Elisabeth „Sissi“ und ihren Zufluchtsort Korfu.

„Glauben Leben Sterben“ zeigt der MDR am Sonntag, 28.10., den 1. Teil um 22:25 Uhr, Teil 2 folgt im Anschluss um 23.10 Uhr.

Autorin: Gisela Wehrl