Im Fuchsbau

04.06.18

Porträt Katharina Weser von Reynard Films

Eine dunkle Höhle. Nur die Scheinwerfer meines Tauchboots streuen Licht in der Dunkelheit der Tiefsee. Plötzlich leuchten Punkte mal heller mal weniger hell an den felsigen Höhlenwänden auf. „Weniger stark“ höre ich Abel auf Englisch sagen. Ich nehme die Virtual Reality Brille von Vice ab und sehe wieder das Büro von prefrontal cortex vor mir.

An zwei großen Monitoren sitzt Felix Herbst, Entwickler bei der jungen Firma mit Sitz im DesignHaus Halle und tippt neue Werte ein. Neben ihm hat VFX-Regisseur Abel Kohen Platz genommen und gibt Anweisungen, wie hell die Materie an den Wänden leuchten soll – die Biolumineszenz. Hinter mir steht die Produzentin Katharina Weser und ist, wie ich, ganz in die Tiefseewelt versunken.

Mit der jungen Produktionsfirma Reynard Films in Leipzig, die sie mit ihrem Partner Georg Neubert vor zwei Jahren gründete, ist sie Produzentin des Projekts von Showrunner Abel Kohen. Was hier Ende Januar vor meinen Augen gerade entsteht ist ein „Proof of Concept“, wie mir Katharina erklärt, das dabei helfen soll, Gelder für die Produktion des VR Games zu akquirieren.

„Biolumineszenz“ war zunächst als Webserie inklusive einer Virtual Reality (VR) Episode angelegt. Die Serie soll die Vloggerin Liz Clarke bei ihren Entdeckungen in die Tiefen der Meere begleiten und ist irgendwo zwischen wissenschaftlichen Fakten und Science Fiction einzuordnen. Zielgruppe ist in erster Linie ein junges Publikum, die Millennials. Mit einem Teaser im Gepäck versuchten sie, die Serie auf den internationalen Markt zu bringen: „Wir haben festgestellt, dass der Enthusiasmus für die Idee super groß ist, aber die Sender würden es gerne günstiger machen. Das geht natürlich überhaupt nicht, wenn man einen gewissen Grad an fotorealistischer 3DAnimation haben will.“ Daher möchten sie vorerst nur ein entkoppeltes VR-Game mit starken narrativen Elementen produzieren, denn die Ansprüche an ihr Produkt wollen sie nicht herunterschrauben. Die beiden Jung-Entrepreneure bleiben standhaft: „Wir ziehen halt durch, was wir machen wollen und gleichen uns nicht so sehr ans System an“, hält Katharina fest.

In ihrem dritten Firmenjahr entwickeln und produzieren sie bereits eine Bandbreite an Projekten. Neben der Projektförderung für die Webserie „Biolumineszenz“ arbeitet Katharina gemeinsam mit der Regisseurin Sandrina Koppitz an ihrem ersten langen Dokumentarfilm „Mala Aria“. Mit der Filmidee wurden sie und Sandrina für das Trainingsprogramm Masterschool des Documentary Campus ausgewählt – trotzdem beide verhältnismäßig unerfahren waren. Gerade deshalb haben sie besonders von der Teilnahme profitiert und eine steile Lernkurve hinter sich. Für den Dokumentarfilm über Malaria und warum die Krankheit weiterhin unbesiegt bleibt, schickte Katharina die Regisseurin um den Jahreswechsel erneut mehrere Wochen auf Recherchereise nach Afrika.

Für andere Filmideen, die Katharina mit ihrem Partner gemeinsam entwickelt, ist wiederum bereits die erste Klappe gefallen: Im März begann der Dreh für den Kurzfilm „Der Kupfermann“ über einen einsamen Mann, der sich einen Taucheranzug aus Kupfer baut. Der Kurzfilm war die erste Filmidee aus der Feder von Reynard Films und erhielt beim zweiten Anlauf im letzten Jahr nun endlich die Filmförderung, die er verdient hat. Ein ganz besonderes Projekt auch deswegen, da Katharina und Georg nicht nur das Drehbuch gemeinsam geschrieben haben, sondern auch in Co-Regie drehen. Damit kommen beide ebenfalls ihrem Ziel näher, sich perspektivisch in die künstlerischen Tätigkeitsfelder der Filmproduktion zurückziehen zu wollen; vornehmlich als Ideengeber und (Co-)Autoren.

In Sachsen sieht Katharina eine „dankbare Region für Kurzfilm“ – auch gerade wegen der vielen kleinen Fördermöglichkeiten. Derzeit entwickelt Reynard Films noch zwei Animationsfilme die in Kooperation mit arabischen Regisseuren entstehen: die Stop-Motion-Puppentrick-Animation „R.I.P. – Rest in Piece“ und „The Key“, eine Animation mit Live-Action-Elementen. Letztere befindet sich bereits in Produktion.

Die bunte Mischung, u. a. aus Live Action und Animation, ist eine Leidenschaft, die Katharina mit ihrem Firmenpartner teilt: „Ich denke überhaupt nicht in Kategorien: Das ist der Autor, das ist der Regisseur, das ist der Produzent. Und ich denke auch nicht in Kategorien von wegen: Das ist Animation, das ist Live Action und das ist Dokumentarfilm. Ich fand es schon immer spannend, wenn sich die Genre ein bisschen überschneiden.“

Kennengelernt haben sich die jungen Firmengründer beim Aufbaustudiengang „Atelier Ludwigsburg-Paris“ für angehende Filmproduzenten. Mit nicht mal 30 Jahren gründeten sie Reynard Films Anfang 2016 in Leipzig.  Seitdem haben sie bereits viele Mischformen gemeinsam erprobt. Zukünftig würde die studierte Journalistin jedoch einmal ein Animadokfilm oder -serie reizen: „Ich finde es langweilig, nur die Realität abzubilden. Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich auch Journalistin bleiben wollen. Was mich am Dokumentarfilm interessiert, ist nicht nur, die Realität abzubilden, sondern ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, das eine ganz besondere Sicht abgibt.“

Der Start war nicht einfach, aber im dritten Jahr zeichnet sich der Erfolg so langsam auch in Zahlen ab. „Man wird nirgends mit offenen Armen empfangen, denn die Branche ist gesättigt,“ erklärt Katharina, ergänzt jedoch die Vorteile der preiswerten Region und den guten Kontakten zu den Förderern: „Ich kenne zumindest niemandem, dem in Berlin das möglich ist, was wir hier machen.“

Als Nächstes träumt die Produzentin schon von einer langen Serie, an der Georg gemeinsam mit einem Leipziger Autoren arbeitet. „Es spielt in einer Zeit oder einer Welt, wo die Grenzen zwischen Realität und Zauberei noch ein bisschen verschwommen sind,“ fasst Katharina kurz zusammen. Mehr will sie jetzt noch nicht verraten und widmet sich vorerst wieder der Tiefseewelt, die im Raum nebenan gerade zum Leben erweckt wird.

Auslöser abonnieren!

Drei Ausgaben pro Jahr informieren über die sächsische Filmpolitik und -kultur, Filmproduktionen, Filmfestivals, Branchentreffs und Förderentscheidungen.

Newsletter

Abonniere kostenfrei den Newsletter vom Filmverband Sachsen und erhalte monatlich aktuelle Informationen aus dem Filmland Sachsen.

Projektleiter SAVE (SLUB Dresden)

Mirjam Mager

Mitgliederbetreuung und Netzwerkarbeit

Matthias Ditscherlein

Sonderveranstaltungen & Workshops film.land.sachsen

studierte Fernsehproduktion in Leipzig und war zeitgleich Redakteur beim Vogtland Regional Fernsehen. Seit 2011 ist er als freiberuflicher Filmemacher und Dozent selbstständig tätig. Als Regisseur und Produzent ist er an Dokumentarfilmen im In- und Ausland beteiligt. 2018 gründete er den Insel-Kino e.V., der sich im Bereich Kino-, Filmbildung und Veranstaltungsorganisation engagiert. Nach Leipzig und Dresden lebt er seit 2019 wieder im Vogtland. Für das Projekt film.land.sachsen ist er seit 2020 verantwortlich für Workshops und Sonderveranstaltungen.

Roberto Krebs

Presse & Öffentlichkeitsarbeit (Elternzeitvertretung)

studierter Kommunikationswissenschaftler und geprüfter Kulturmanager. Er war Social-Media-Manager u.a. bei der CYNETART und dem DAVE Festival und Projektleiter für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit im »House of Resources Dresden«. In den vergangenen Jahren produzierte er die Trailer für das DAVE Festival sowie zuletzt die Kurzdokumentation »going in circles«.

André Hennig

Koordinierungsstelle »SAVE«
Öffentlichkeitsarbeit

André verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit in der Koordinierungsstelle des Landesprogramms »SAVE – Sicherung des audiovisuellen Erbes«.

Nora Fleischer

Redaktion AUSLÖSER & Koordination film.land.sachsen (Büro Leipzig)

absolvierte ihr Studium der Kommunikationswissenschaft, Politik- und Rechtswissenschaft in Dresden und Paris. Währenddessen und danach unternahm sie regelmäßige, berufliche Ausflüge ins Eventmanagement und private ins Kino. Als Regie- und Produktionsassistentin leistete sie ihren Beitrag in der Leipziger Off-Theater-Szene und bei mitteldeutschen Filmproduktionen. Sie war selbständige Werbetexterin und stand fünf Jahre im Dienste des Kurzfilms als Film- und Programmkoordinatorin beim „Kurzsuechtig – Mitteldeutsches Kurzfilmfestival“ in Leipzig.

Philipp Demankowski

Koordination film.land.sachsen

ist studierter Kommunikationswissenschaftler und praktizierender Teilzeit-Journalist. Außerdem ist er unter anderem für Kulturveranstaltungen wie die CYNETART oder das Medienfestival in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Auch im Umweltzentrum Dresden betreut er in verschiedenen Projekten die Öffentlichkeitsarbeit, so etwa für das EUROPE DIRECT Dresden.

 

 

Darüber hinaus ist Philipp Mitbegründer des Musiklabels Uncanny Valley und integraler Bestandteil der Dresdner Clubkultur. Bei DAVE, dem Festival für Clubkultur, kuratiert er das Musikfilmprogramm „Music in Motion“.  Daneben macht er seit Jahren unprofessionell, aber mit Leidenschaft, Radio.

Daphna Dreifuss

Presse & Öffentlichkeitsarbeit (Büro Leipzig) 
(in Elternzeit)

studierte Medienkultur, Medienwissenschaften und Near and Middle Eastern Studies in Weimar, Basel, Tel Aviv und London. Im Fokus ihrer Arbeit standen dabei die Rolle des Kinos bei der medialen Darstellung von Geflüchteten, sowie die filmische Auseinandersetzung mit intergenerationellem Trauma und kollektiver Erinnerung im Kontext des Israelisch-Palästinensischen Konflikts.
Nach ihrem Studium war sie u.a. für UFA Fiction in der Pressestelle sowie bei DOK Leipzig im Marketing tätig.

Sophie Quadt

Geschäftsleitung

studierte Politik- und Kulturwissenschaften an der TU Dresden und war viele Jahre in der politischen Bildung im Bereich Europa und Internationales tätig, u.a. als Referentin bei der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden und als Projektleiterin am Europa-Haus in Leipzig.