In unserer Reihe »Kinoschätze in Sachsen« stellen wir nicht-kommerzielle Kinos in Sachsen vor, die 2024 von der Mitteldeutschen Medienförderung mit dem Kinoprogrammpreis ausgezeichnet wurden.
Etwas abseits des Campuskerns liegt das Kino im Kasten, kurz KiK genannt. Bereits seit Anfang der 90er Jahre hat es sein Zuhause in der August-Bebel-Straße gefunden, wo sich ansonsten Geistes- und Erziehungswissenschaftlerinnen tummeln. In dem langgestreckten Gebäudekomplex, der zu DDR-Zeiten von der NVA für militärische Zwecke errichtet wurde, gibt es drei Hörsäle für die Studierenden. Im größten Saal, in dem 348 Studierende Platz finden, ist bereits seit 1993 das Kino im Kasten beheimatet. Begonnen hat alles mit der Entdeckung der beiden 35-mm-Filmprojektoren, die von den vorhergehenden Besitzern zurückgelassen wurden. Mit diesem Fund entstand die Idee für ein Programmkino. Noch heute gibt es regelmäßig Werke auf 35-mm-Film zu sehen. Damit gehört das KiK zu den wenigen Kinos in Dresden, welche diese Technik noch verwenden. Die ersten Studentinnen ließen sich das Handwerk damals noch von der Dresdner Kinolegende Frank Apel beibringen und geben es bis heute an Technikbegeisterte und Fans des Analogfilms weiter. Das zieht natürlich auch Anhänger dieses alten Mediums immer wieder ins Kino. Das Programmkino konnte sich so auch unabhängig vom Uni-Betrieb ein festes Stammpublikum sichern, das nicht nur die alte Technik schätzt, sondern auch die günstigen Preise und das sorgfältig ausgewählte, breit aufgestellte Programm.
Genau für ihr Programm wurde das studentische Kino, das mittlerweile von rund 30 Personen ehrenamtlich geführt wird, mit dem »Hauptpreis für das beste Jahresfilmprogramm« der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) ausgezeichnet. Zum ersten Mal in der Geschichte des Preises wurde ein Kino gleich zwei Jahre in Folge (2022 und 2023) mit dem mit 15.000 € dotierten Preis ausgezeichnet. Die Urkunden haben im Vorführraum ihren Ehrenplatz an der Wand gefunden. Das Programm für jedes Semester entsteht durch eine große Gemeinschaftsabstimmung von allen ehrenamtlichen Mitgliedern. Jede*r darf im Vorfeld Vorschläge und Favoriten-Filme einbringen, welche dann zur Wahl stehen. Dann folgt die große Abstimmung und am Ende steht ein Programm, das zwar nie aktuelle Filme zeigt, aber Perlen der Filmgeschichte, Animes, unbekannte Werke aus verschiedenen Jahrzehnten und immer wieder gern gesehene Klassiker. Dabei scheuen sie sich vor keinem Genre und zeigen beispielsweise innerhalb weniger Wochen eine Reihe von Klosterfilmen und veranstalten parallel ein Pornofilm-Festival.
Immer am Dienstag und Donnerstag (aber auch an vielen weiteren Tagen) kann man hier für unter 5 € das breite Spektrum an Filmen entdecken. Dabei achten die Macher*innen auf eine ausgeglichene Mischung, eine große thematische Bandbreite und darauf, nicht nur eine Zielgruppe anzusprechen. So wie auch die KiK-Crew nicht nur aus Studierenden besteht, bietet die Filmauswahl für viele Generationen die Möglichkeit, Filme neu oder wieder zu entdecken. Abgerundet wird das Programm durch Kooperationen mit anderen Studiengängen, die dann die Filme mit einführenden Vorträgen begleiten. Die Geburtstagswoche in der dritten Januarwoche ist immer ein Highlight für alle; dort findet auch das erste Filmquiz des Jahres statt.
Auch in diesem Wintersemester können wir uns über viele Highlights freuen. Es begann mit dem »Filme fürs Leben«-Festival, wo man u.a. den »Breakfast Club« als 35-mm-Kopie sehen konnte und mit weiteren Filmen auf die Themen Depression und Suizidalität aufmerksam gemacht wurde. Auch große Blockbuster wie »Barbie« wird es in diesem Semester geben, daneben Klassiker wie »Die Vögel« von Alfred Hitchcock oder »Mein Nachbar Totoro« von Hayao Miyazaki. So kann man sich auch in diesem Jahr auf ein volles Programm freuen und gespannt sein, ob dem Kino im Kasten in 2025 ein Preis-Triple gelingt.