Münchner in Sachsen

14.09.17

ARRI feiert 100. Geburtstag, die Hochschule Mittweida den 150ten

„ARRI wurde vor 100 Jahren von zwei filmbegeisterten Teenagern in der Münchner Türkenstraße in einem kleinen ehemaligen Schuhmacherladen gegründet“, sagt ARRI AG-Vorstand Dr. Jörg Pohlman. Das war am 12. September 1917 – dem 19. Geburtstag von August Arnold. Seinen Kompagnon Robert Richter hatte er bereits vier Jahre zuvor am Realgymnasium kennengelernt und neben der Schule arbeiteten sie bereits als Kameraoperateure. Denkt man an ARRI, denkt man vor allem an die ARRI Kameras Alexa und ARRIFLEX und es gibt wohl kein Filmset der Welt, an dem keine ARRI-Lampen stehen. 19 Technik-Oscars hat ARRI bislang für herausragende Leistungen für die Filmindustrie erhalten. Aber gleichzeitig ist ARRI auch immer mit München und der Türkenstraße verbunden, wo sich heute noch der Firmenkomplex befindet.

Theorie und Praxis in Mittweida

Doch Eltern und Lehrern war die Filmleidenschaft der beiden nicht ganz geheuer und so musste August Arnold ab Oktober 1916 eher unfreiwillig für das Maschinenbaustudium ans „Technikum Mittweida“. Die dortige Hochschule konnte damals im Mai erst kürzlich ihren 50. Geburtstag feiern und hatte sich ab 1900 zu einer der größten und bedeutendsten privaten technischen Ingenieurausbildungsstätten für Maschinenbau- und Elektro-Ingenieure in Deutschland entwickelt. Das zog später sehr bekannte Studenten an, wie Horch- und Audi-Gründer August Horch, den Keksfabrikanten Hans Bahlsen oder Walter Bruch, den Erfinder des PAL-Farbfernseh- Systems. Arnold beschäftigte sich im Studium mit Grundlagenfächern wie Mathematik und Physik, aber auch Maschinenbau und mechanische Technologie.

Später behauptete Arnold, dass er in Mittweida vor allem bei seiner Arbeit im örtlichen Kino etwas gelernt habe. „1916 waren Filmvorführer technische Könner“, sagt Ronny Leibelt, der das Kino, in dem Arnold arbeitete, heute als „Filmbühne Mittweida“ leitet. In dieser Zeit gab es beim Vorführen z. B. nicht einmal eine Lampe, die an- und ausgeschaltet werden konnte. Die Kohleelektroden mussten in die Bogenlampen der „Laufbildwerfer“ eingespannt, deren Abbrand überwacht und sie im Anschluss ausgetauscht werden. Die Tätigkeit war also genau richtig für August Arnold, den man heute wohl als „Techniknerd“ bezeichnen würde. 1916 konstruierte er bereits eine Filmkopiermaschine, die heute im Deutschen Museum steht, ein Prototyp der ab 1918 sehr erfolgreichen Serie.

Arnolds Einberufung wegen des 1. Weltkriegs hatte sein Studium nach nur einem Semester beendet, nach Kriegsende folgte sofort die Firmengründung. Die Filmbranche erlebte einen Nachkriegsboom. Von dem profitierte die junge Firma, die von Kopierwerk über Produktion und Verleih der Geräte auch die Produktion der Filme übernahm. Technische Innovationen, wie die Entwicklung eines eigenen Tonfilmsystems oder eines Stromaggregats, ließen die Firma international bekannt werden. 1937 stellte ARRI die Kamera ARRIFLEX 35 auf der Leipziger Messe vor. Die Fachwelt war begeistert, denn endlich gab es auch für den Film eine Spiegelreflexkamera. In Europa blieb die ARRIFLEX die beherrschende Kamera für 35 mm, bis schließlich die Digitalisierung einsetzte. Die digitale Alexa brachte ARRI 2010 auf den Markt und inzwischen wird der Großteil aller Hollywoodproduktionen darauf gedreht.

Förderung von Nachwuchs und Festivals

 „ARRI blickt auf eine lange Tradition der Talentförderung zurück und unterstreicht damit das kontinuierliche Engagement in der Film- und Medienindustrie“, betont Pohlman, u. a. durch Förderung von Ausbildungsstätten und Filmhochschulen, Festivals und Preisverleihungen. So gibt beispielsweise Dennis Jackstien aus Leipzig als Freiberufler Workshops zur Lichttechnik von ARRI und Lichtgestaltung, an internationalen Filmhochschulen sowie in Mittweida. Jackstien hat, wie ARRI-Gründer Arnold, dort studiert, allerdings schon den Studiengang Medientechnik, den es seit 1994 gibt. Insgesamt 7 Jahre war er bei der Lichttechnik von ARRI in der Nähe der bayerischen Stadt Rosenheim, viereinhalb davon bei Forschung und Entwicklung von LED-Technik. Mittlerweile macht ARRI die Hälfte seines Umsatzes im Lichtbereich mit LED-Leuchten. „ARRI gibt bei der Lichttechnik ganz klar den Ton an und sehr viele laufen hinterher“, sagt Jackstien. Die meisten ARRI-Workshops, die Jackstien gibt, sind in der Regel kostenlos: „Wir zeigen unsere Philosophie, in der Hoffnung, dass sich die Leute später an unsere Workshops erinnern.“

Bei den Festivals beispielsweise unterstützt ARRI in Sachsen die DOK Leipzig. Darüber hinaus startete ARRI im vergangenen Jahr ein neues Förderprogramm für Talente aus aller Welt, das „International Support Program“. Dabei biete ARRI aufstrebenden Filmemachern vielfältige Unterstützung, sagt Vorstand Pohlmann: von der gemeinsamen Entwicklung des Stoffes, über den Dreh mit hochwertigem ARRI Equipment bis hin zur Postproduktion. Außerdem beteiligt sich ARRI als Koproduzent und als Weltvertriebspartner. So wurde in der Region gemeinsam mit der Leipziger DEPARTURES Film 2015 „Das Puppensyndrom“ koproduziert. Im Rental wurden zuletzt der in Görlitz gedrehte „Der Hauptmann“ mit Kameramann Florian Ballhaus sowie „Mittelreich“, eine X-Filme-Produktion, ausgestattet.

Infos zu 100 Jahre ARRI
www.arri.com
Interviews mit weltbekannten Filmemachern zum Jubiläum
100.arri.com
Medienforum Mittweida
20. und 21. November
www.medienforum-mittweida.de

Autorin: Gisela Wehrl

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Darüber hinaus ist Philipp Mitbegründer des Musiklabels Uncanny Valley und integraler Bestandteil der Dresdner Clubkultur. Bei DAVE, dem Festival für Clubkultur, kuratiert er das Musikfilmprogramm „Music in Motion“.  Daneben macht er seit Jahren unprofessionell, aber mit Leidenschaft, Radio.

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Nach ihrem Studium war sie u.a. für UFA Fiction in der Pressestelle sowie bei DOK Leipzig im Marketing tätig.

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studierte Politik- und Kulturwissenschaften an der TU Dresden und war viele Jahre in der politischen Bildung im Bereich Europa und Internationales tätig, u.a. als Referentin bei der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden und als Projektleiterin am Europa-Haus in Leipzig.