Mit Joachim Triers »Sentimental Value« eröffnete die 25. Filmkunstmesse Leipzig ihre Jubiläumsausgabe. Vier volle Säle in den Passage Kinos markierten den Auftakt einer Woche, in der das Kino als Kunstform, Diskussionsraum und kultureller Treffpunkt sichtbar wurde. Dass Leipzig Gastgeber ist, unterstreicht die besondere Rolle der Stadt als Zentrum der sächsischen Film- und Kinokultur.

Über 80 Filme wurden zum Jubiläum gezeigt – Festivalpremieren, neue Produktionen und Kinder- und Jugendfilme, die bald bundesweit auf den Leinwänden laufen. Für Sachsen war sicherlich das Screening von Julius Grimms »Zweigstelle« ein Höhepunkt. Der Regisseur stellte seinen Film gemeinsam mit Schauspieler Reiner Bock in Leipzig vor und gewann am Ende den Publikumspreis.

Die Vorstellungen in den Passage Kinos, der Schauburg und weiteren Leipziger Häusern zeigten einmal mehr, wie eng die Filmkunstmesse mit der Kinolandschaft vor Ort verbunden ist. Viele Regisseur*innen und Schauspielerinnen begleiteten ihre Werke persönlich, was die Diskussionen zwischen Filmschaffenden, Kinobetreiber*innen und dem Publikum intensivierte.

Unbestritten hat sich die Filmkunstmesse Leipzig in den vergangenen 25 Jahren zu einer zentralen Plattform für die Arthouse-Kinos entwickelt. Sie bietet den Kino-Betreiber*innen eine kuratierte Sichtung der kommenden Filmstarts, schafft Raum für die direkte Begegnung mit Verleiher*innen und Filmschaffenden und ermöglicht den Austausch über wirtschaftliche und kulturpolitische Fragen. Für viele Kinos ist sie damit ein entscheidender Ort, um das Programm zu planen und die eigene Arbeit mit der gesamten Branche zu vernetzen. Damit trägt die Messe nicht nur zur Vielfalt auf den Leinwänden bei, sondern auch zur Stabilität der Kinolandschaft in Deutschland.

Das politische Panel »Wellen des Wandels« machte deutlich, dass Kinos in Zeiten digitaler Transformation unverzichtbare Orte sind. Christian Bräuer als Vorsitzender der AG Kino – Gilde sieht die Kinos weiter auf dem Wachstumspfad, aber sie bräuchten auch dringend die verlässlichen Rahmenbedingungen, die der Koalitionsvertrag versprochen hat: »Kinos brauchen Förderung damit sie bestehen können. Denn in einer Zeit von KI-generierter Contentüberflutung sind Kinos wichtiger denn je als Orte der Konzentration und des Austauschs«, betonte Christian Bräuer. »Wir sind der letzte Raum, in dem das Anschauen von Filmen nicht automatisch von Algorithmen mitgemessen und auf Effizienz optimiert wird. Vor allem bieten die Kinos ihren kuratierten Programmen Orientierung. Doch diese Aufgabe ist immer voraussetzungsvoller.« Vertreter*innen aus Politik, Förderung und Branche betonten die Rolle stabiler Förderstrukturen, um Programmvielfalt und Sichtbarkeit für Arthouse-Filme zu sichern.

Darüber hinaus griff das Rahmenprogramm konkrete Themen der Praxis auf: Nachwuchsfragen, Personalentwicklung, innovative Ansätze im Marketing und der Einsatz von KI im Kinoalltag. Der Nachwuchsstammtisch brachte junge Gesichter der Branche zusammen, während das Netzwerk »Female Spirit« in Kooperation mit der AG Verleih weibliches Filmschaffen stärker ins Zentrum rückte.

Für Sachsen hat die Filmkunstmesse Leipzig eine doppelte Funktion: Sie ist auf nationaler Ebene Branchentreffen und Marktplatz, zugleich aber auch ein Schaufenster für die Stärke des sächsischen Kinos. Programmkinos wie die Passage Kinos und die Schauburg zeigen, wie lebendig die regionale Kinolandschaft ist. Leipzig wird so zu einem Ort, an dem sich bundesweite und regionale Interessen verbinden – ein Vorteil, von dem nicht nur die Kinos, sondern auch die Filmschaffenden und Verleiher*innen aus Sachsen profitieren. Gleichzeitig sind auch sächsische Filminstitutionen präsent. So stellt die AG Kurzfilm gemeinsam mit der Kurzfilm Agentur Hamburg und interfilm Berlin jährlich den Kinobetreiber*innen und dem interessierten Publikum aktuelle vorfilmgeeignete Kurzfilme in einem »Vorfilmtest« vor.

Die Gilde-Filmpreise

Die Verleihung der Gilde-Filmpreise bildete auch in diesem Jahr den feierlichen Abschluss:

  • In die Sonne schauen (Mascha Schilinski, Bester nationaler Film)
  • Sentimental Value (Joachim Trier, Bester internationaler Film)
  • Ich will alles. Hildegard Knef (Luzia Schmid, Bester Dokumentarfilm)
  • 22 Bahnen (Mia Maariel Meyer, Bester Film Junges Kino)
  • Zirkuskind (Julia Lemke, Anna Koch, Bester Kinderfilm)

Mit Zweigstelle wurde ein Film ausgezeichnet, der seine Premiere in Leipzig feierte und so die Verbindung zwischen regionaler Kinokultur und bundesweitem Arthouse-Markt sichtbar macht. Der Publikumspreis für den besten Kurzfilm ging an »Hoofs on Skates« von Ignas Meilūnas.

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