Wie schon in den vergangenen Jahren zeigen der Filmverband Sachsen und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) in der Reihe Regionaler Fokus beim 36. FILMFEST DRESDEN Ausschnitte aus ihrem gemeinsamen Digitalisierungsprogramm zur Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen (SAVE). Unter dem Titel »Als wär’s gestern – Filme aus den 1990ern« werden in diesem Jahr Highlights aus dem künstlerischen Schaffen der Dresdner Filmemacher Bernd Kilian und Tilo Schiemenz gezeigt.

Ach ja, die 1990er Jahre. Dem einen scheint’s, als sei das gestern erst gewesen, der anderen mögen Bilder aus dieser Zeit wie aus einer längst vergangenen Epoche scheinen. Es waren die Jahre nach dem Mauerfall, auch in Dresden entdeckten die einen das Abenteuer Marktwirtschaft, die anderen sich selbst. Manche mühten sich, die Umwertung aller Werte zu überleben, wieder andere nutzten die neugewonnene Freiheit, um sich endlich – auch künstlerisch – auszutoben.

Zwischen Bürger und Bohème sowie weiteren Spielarten ostdeutscher Existenz der Nachwendejahre herrschte nicht immer eitel Harmonie, oft prallten Welten aufeinander. So wie in Tilo Schiemenz‘ Film »Pilgrim«, wo der Kunstwillen im verfallenen Hinterhof die selbstgezimmerte Theaterbühne entert und das Bürgertum angesichts so viel fröhlicher Anarchie zur Waffe greift. Oder aber wie in Bern Kilians »5:54«, wenn im Plattenbauviertel Prohlis die Konfrontation völlig gegensätzlicher soziokultureller Milieus in unerwarteter Harmonie endet.

Die beiden Dresdner Filmemacher, Kilian und Schiemenz, haben in ihren Werken die Realitäten der Nachwendejahre dokumentierten, indem sie diese in Filmkunst übersetzten. Der eine vornehmlich im Kurzfilm, der andere in längeren Formaten. Was dabei herauskam, waren keine Hochglanzproduktionen – aber wichtige Zeitzeugnisse, Spiegel dieser Stadt, einer Ära, eines Lebensgefühls.

Wie schon in den vergangenen Jahren zeigen der Filmverband Sachsen und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) im Regionalen Fokus mit dieser Auswahl Ausschnitte aus ihrem gemeinsamen Digitalisierungsprogramm zur Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen (SAVE).

Empfang Filmverband Sachsen ab 18 Uhr

Der Filmverband Sachsen lädt vor Beginn der Aufführung (ab 18 Uhr) alle Gäste zu einem kleinen kostenfreien Empfang mit Snacks und Getränken und im Anschluss an das Screening zum Filmgespräch mit den Regisseuren ein.

Tickets

Die Tickets kosten 6 Euro und sind über das Online-Ticketsystem vom FILMFEST DRESDEN erhältlich.

Filmprogramm

  • »5:54« Regie: Bernd Kilian / Deutschland / 2002 / 5:00 min. Morgens um fünf, irgendwo in Deutschland. Das Aufeinandertreffen völlig gegensätzlicher Lebensentwürfe endet unerwartet.
  • »Lisa va au cinema« Regie: Bernd Kilian / Deutschland / 2005 / 7:00 min. Ein kleines Mädchen, eine Stadt und einige überraschende Begegnungen. Das Stummfilmgenre neu gedacht.
  • »Bilder von der Verteidigung eines Hofes« Regie: Bernd Kilian / Deutschland / 2006 / 11:00 min. In der Verfilmung eines Textes von Franz Kafka verteidigen Soldaten einen Bauernhof gegen einen Feind, von dem nichts zu sehen ist.
  • »Junge Deutsche im Mai« Regie: Bernd Kilian / Deutschland / 2001 / 7:00 min. Alle Jahre treffen sich die schönsten, besten und stolzesten Vertreter*innen der deutschen Jugend in Dresden, um gemeinsam auf die Straße zu gehen.
  • »Daphnis und Chloe an der Elbe« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 2000 / 5:26 min. Der Bogenschütze vom Neustädter Elbufer versucht sich als Amor – und macht sich anschließend vom Acker.
  • »Pilgrim« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 1992 / 10:13 min. Eine kleine Theatertruppe probt in einem Hinterhof der Dresdner Neustadt und wird von missgünstigen Bürger:innen beschossen.
  • »Pilgrim« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 1992 / 1:22 min. Ein Mann begrüßt den Morgen auf dem Balkon, dieser folgt dem Ruf der Schwerkraft, die Nachbar:innen gehen unbeeindruckt ihrem Tagwerk nach.
  • »Schnapphahn und Kallaputschni« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 1996 / 5:57 min. Wenn der Bauleiter zur Säge greifen lässt, um die Birken in den Dachrinnen der Dresdner Neustadt auszumerzen, bleiben Konflikte nicht aus. Am Ende müssen die Bäume fallen, die alten Bewohner:innen auch.
  • »Tigerlilli« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 1994 / 3:13 min. Der Aufschwung Ost zeigt erste Erfolge in Dresden, die Investoren scheuen weder Kosten noch Mittel. Doch Elemente, die mit der neuen Ordnung nichts im Sinn haben, hinterlassen ihre schmutzige Spur.
  • »Daphnis und Chloe an der Elbe« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 2000 / 6:00 min. Ein junges Paar wird aus dem Hinterhaus, in dem es wohnt, vertrieben. Ihre Jugendlichkeit, ihr selbstbewusstes Liebesleben, ihre Lebensweise ist einigen Bürger*innen ein Ärgernis.
  • »Daphnis und Chloe an der Elbe« (Ausschnitt) Regie: Tilo Schiemenz / Deutschland / 2000 / 9:21min. Der Hirtenjunge Daphnis taumelt im Jahr 2000 unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen durch das Dresdner Stadtfest. Der Ausflug wird für ihn zum Horrortrip.

Weitere Informationen zum 36. FILMFEST DRESDEN unter www.filmfest-dresden.de.