In diesem Jahr haben wir erstmals ein Kurzfilmprogramm von der Chemnitzer Filmwerkstatt im film.land.sachsen-Portfolio. »Schicksalhafte Ereignisse und merkwürdige Begegnungen« lautet der Titel und euch erwarten Kurzfilme aus den Kategorien Drama, Satire, Science Fiction und schwarzer Humor. Wir haben dies zum Anlass genommen und das Team für ein Mitgliederporträt besucht.
Die Chemnitzer Filmwerkstatt e.V. ist der Anlaufpunkt für alle Cineasten der drittgrößten Stadt in Sachsen. Hier treffen sich Filmschaffende, Nachwuchstalente und Kinoliebhaber*innen. »Der größte Teil unserer Arbeit macht die Jugendarbeit aus«, sagt Ines Wolter, Geschäftsführerin des Vereins. Die Werkstatt hat es sich zur Aufgabe gemacht, filmbegeisterte Jugendliche zu fördern und ihnen das Handwerk des Filmemachens zu vermitteln. »Das fängt beim Drehbuchschreiben an und reicht bis zum fertigen Schnitt«, erklärt Wolter.
Jugendliche können hier eigene Filmideen umsetzen und auch Praktika absolvieren. Darüber hinaus arrangiert der Verein auch Filmprojekte an Schulen. »Für die Jugendlichen ist es das Größte, wenn sie etwas zu Ende gebracht haben und es dann stolz den Eltern zeigen können«, sagt die Medienpädagogin. Oft spiegeln die mit den Schüler*innen produzierten Filme die Probleme der Jugendlichen wider. Werbung muss der Verein für diese Projektarbeit nicht mehr machen, die Anfragen dafür sind zahlreich. Finanziert werden die Projekte der Werkstatt über Fördermittel von der Kommune, vom Land und teilweise auch vom Bund.
Neben der Medienarbeit mit Jugendlichen organisiert die Filmwerkstatt auch Workshops und unterstützt erfahrene Filmemacher*innen bei der Produktion von Kurzfilmen. »Wir beraten Filmschaffende vom Drehbuch bis zur Produktion«, erklärt Wolter. Der Verein hilft ihnen, Anträge für Fördermittel zu schreiben und die Dreharbeiten umzusetzen – entweder durch hauseigene Fachkräfte oder mit Hilfe externer Kollegen. Das sind meist etablierte Filmemacher, die früher selbst Unterstützung in der Chemnitzer Filmwerkstatt fanden. »Bei uns herrscht ein Geben und Nehmen«, so Wolter. Zu sehen sind die Produktionen der Werkstatt im Rahmen von Kurzfilmnächten, aber auch auf nationalen und internationalen Filmfestivals.
»Angefangen hat alles im Jahr 1991«, erzählt Wolter. Damals wurde die Chemnitzer Filmwerkstatt auf Initiative der beiden Filmemacher Ralf Glaser und Lutz Zoglauer gegründet. Bald darauf fand der erste Filmworkshop statt, bei dem der erste Kurzfilm der Werkstatt entstand. »Die beiden konnten mit ihrem Herzblut andere begeistern, Filme nicht nur zu schauen, sondern auch selber mal einen zu machen«, sagt Wolter, die damals selbst an dem Workshop teilgenommen hatte und sich seitdem für die Chemnitzer Filmwerkstatt engagiert.
»Das Schönste an unserer Arbeit ist, dass wir junge Erwachsene dabei begleiten können, mit dem Medium Film glücklich zu werden«, sagt die Medienpädagogin. Besonders inspirierend sei zu sehen, dass sich junge Menschen für Film interessieren und später Film studieren – egal ob Kamera, Drehbuch, Regie oder Schnitt. »Schön ist auch, dass sie in dem Metier ihr Geld verdienen und nicht als Taxifahrer enden.« Mittlerweile hätte jede renommierte Filmhochschule in Deutschland Absolventen, deren Laufbahn in der Chemnitzer Filmwerkstatt anfing. »Darauf sind wir besonders stolz«, sagt Wolter.
Heute hat der Verein insgesamt zehn feste Mitarbeiter. Sein Sitz ist das Clubkino Sigmar, das er 1996 in freier Trägerschaft übernommen und damit vor der Schließung gerettet hat. In den zwei Sälen des Kinos laufen täglich bis zu vier Vorstellungen, vornehmlich Programmkino. »Damit sind wir mit all unseren Aufgaben gut ausgelastet«, so Wolter. Mit Ihren Kollegen bemüht sie sich jetzt darum, junge Erwachsene einzuarbeiten, damit sie die Werkstatt irgendwann übernehmen können. »Ich hoffe, dass es in Zukunft weitergeht«, sagt sie. »Das wäre mein größter Wunsch.«
Text: Peggy Freede | Fotos: Chemnitzer Filmwerkstatt